Die Medizin der Bäume
Der Baum ist dem Menschen näher, als es uns heute bewußt ist: er steht
aufrecht, wächst, vergeht, hat seinen Sommer, Herbst, Winter und seine
Blütezeit. Auch wir streben nach dem Licht, wachsen in den Himmel, recken
uns diesem entgegen. Auch wir durchlaufen alle Jahreszeiten des Lebens, von
der Kindheit über die Blütezeit der Mitte des Lebens bis hin zum Altwerden.
In der Wurzel liegen die Ursprünge aller Dinge, liegt die Basis, die am
Boden hält, der Ausgangspunkt jedes Wachstums. Ist der Mensch entwurzelt,
wirkt er desorientiert und verliert den Boden unter den Füßen. Sein Leben
lang befindet er sich auf der Suche nach seinen Wurzeln. man spricht von
Stammbaum der Familie, manch einer ist baumstark, aus gutem Holz geschnitzt,
ein Mann wie ein Baum…
Bäume als Lehrmeister und Medizinmänner
Bäume hatten einst eine besondere Bedeutung für uns Menschen. sie waren Sitz
der Götter, Gerichtsorte, die Verkröperung von Kraft und Fruchtbarkeit. Sie
galten als heilig, als weise Lehrmeister. Jeder von ihnen hatte seine
Geschichte, seine Magie und Wirkung. sicher – Linde und Weißdorn sind auch
aktuell noch gebräuchlich, doch auch viele andere Bäume bieten Heilung oder
Linderung in fast jedem Bereich.
Die Birke
Die Birke hebt uns hinauf in ihr helles Licht, wiegt die Seele sacht wie
eine Mutter. So wird klar, warum Kinderwiegen aus Birkenholz geschnitzt
waren, ist sie doch Sinnbild für Jugend und Frühing. Als Maibaum noch heute
beliebt, Zeichen der erwachenden Natur, weckt sie tatsächlich die
Lebensgeister: Ein Tee aus Birkenblättern oder Birkensaft wirkt reinigend,
belebend. die Birke ist ideal für eine Frühjahrskur geeignet, da sie auch
Nieren und Blase anregt, sowie bei Wassersucht, Gicht, Rheuma, Arthritis und
Steinleiden hilft. Brikenwasser kräftigt das Haar, die hellen Birkenblätter
vertreiben trübe und schwere Gedanken.
Die Erle
Die Erle hingegen zieht eher hinab in eine kühle, feuchte Welt voller
andersweltlicher Gestalten. Hier wohnt die Große Göttin, hier befanden sich
schon in vor keltischer Zeit Opfer- und Totenstätten. Für die Kelten war die
Erle ein todbringernder Krieger. Dunkel und gedrungen wirkt sie, an
Schnittwunden färbt sich das Holz blutrot und sie wächst gern an
unheimlichen Orten. Deutsche Dichter füllten Bücher mit schaurigen
Geschichten und Gedichten wie Herders “Erlkönigs Tochter” oder Goethes
“Erlkönig”. Irrlichter geraten in die Erinnerung, das Geheimnisvolle – schon
immer stand die Erle auch für das Alter, das Wissen, die Vertrautheit mit
dem Tod. Ihre entsprechenden Kräfte sind in Vergessenheit geraten: Kühlend,
zusammenziehend, fiebersenkend wirt sie, bei schwachem Zahnfleich und Aphten
hilft ein Absud der Blätter, die Rinde ergibt ein gutes Gurgelmittel bei
Angina. Eine Mischung aus Erlen-, Salbei- und Walnussblättern als Tee oder
Umschlag genossen, erleichtert das Abstillen.
Der Ahorn
Ahornbäume strahlen vor Leichtigkeit und Süße wie ihr Saft. Aufmunternd ist
der Ahorn tatsächlich, steht gar auf der Liste der wichtigsten Heilpflanzen
des Ebers-Papyrus von 1600 vor Christus aus dem alten Ägypten. Erleichternd
wirkt er bei krankhafter Hitze, hilfreich ist er bei geschwollenen, müden
Augen und Gliedmaßen als Auflage. Hildegard von Bingen empfahl das gewärmte
Holz bei Gicht, ein Bad mit Zweigen und Blättern bei täglichem Fieber.
Aus “Natur & Heilen 05/2009″